Forum - Essig Rezepte

Möchten Sie mit anderen Essigherstellern Ihre Rezepte wie z.B. Himbeeressig, Kräuteressig austauschen? In diesem Forum dreht sich alles um Essig-Rezepte. Bitte beachten Sie unsere Forenregeln (siehe Hilfreiche Tipps zur Benützung).

Weinessig

Robert am 04.11.2010 09:43:21 | Region: Eisenstadt
Ich habe ca. 30 Liter vollreife Weintrauben, die ich nun gerne zu Essig vergären möchte. Ich habe selbst noch nie Essig hergestellt, bin daher absoluter Anfänger. Wie gehe ich hier am besten vor?
1. Trauben pressen und vergären
2. nach vollendeter Gärung die Essigmutter zugeben
(oder muß ich den Wein zuerst verdünnen und ansäueren, obwohl ich die Essigmutter zugebe?)

Wie lange dauert nun die Essiggärung und woran erkenne ich, daß sie fertig ist? Ich habe keine Apparatur oder Reaktor, möchte das mit einfachsten Mitteln herstellen.

Für ein paar Tipps wäre ich dankbar,

Robert

RE: Weinessig

Hubert am 08.11.2010 18:12:10 | Region: Hietzing
Ja, prinzipiell ist das schon richtig: zuerst die alkoholische Gärung, danach mit einer Essigmutter die Essiggärung starten.
Das Problem ist aber der Alkoholgehalt vom Wein, vollkommen ausgegoren wird dieser ca. bei 12%vol liegen. Dieser Alkoholgehalt ist für die Essigbakterien leider zu hoch, das überleben die normalerweise nicht. Optimal wäre ca. 5-6%vol Alkohol, das ergibt einen Essig mit ca. 5% Essigsäure. Aus einem Prozent Alkohol entsteht in etwa ein Prozent Essig.
Daher: entweder die alkoholische Gärung bei ca. 5-6%vol stoppen oder den ausgegorenen Wein ca. 1:1 verdünnen.
Gärung stoppen: entweder die gärende Maische kurz erhitzen oder fertigen Essig zugeben, sodass Säuregehalt größer als 3%. Das überlebt die Hefe wiederum nicht. Wenn der zugegebene Essig aktiv ist, die Essigbakterien also noch nicht abgestorben sind bzw. der Essig noch ein wenig gärt, ist dies zugleich der Gärstarter der Essiggärung, Essigmutter muss keine mehr zugegeben werden.
Wein verdünnen: entweder mit Wasser oder besser mit Traubensaft, weil geschmackvoller. Danach dann die Essigmutter zugeben. Wenn es ein qualitativ besserer Essig werden soll, den Säuregehalt vorher auf 3-4% einstellen, also mit Essig verdünnen. Dadurch gibt's keine Geruchs- und Geschmacksfehler, weil die Säure vor Fehlgärungen schützt.
Wichtig: im Gegensatz zur alkoholischen Gärung braucht die Essiggärung Luft. Dazu am einfachsten den Gärspund vom Fass abnehmen und das Loch mit einem Tuch abdecken, sodass keine Essigfliegen ins Fass gelangen können. Keine Luftpumpe o.ä. verwenden, das bewirkt nur, dass Aroma ausgeblasen wird und vergleichsweise viel Alkohol unnötigerweise verdunstet.
Gärfass während der Essiggärung in ein Wasserbad mit 28°C stellen, verhindert Kahmhefebildung und Essigälchen. Bei dieser Temperatur sollte die Gärung ca. 4 bis 7 Tage nach der Essigmutterzugabe starten und nach weiteren ca. 2 bis 3 Wochen abgeschlossen sein.
Während der Gärung bilden sich helle Flocken im Essig. Die Gärung ist zu Ende, wenn diese zu Boden gesunken und dunkelbraun geworden sind. Geruch: während der Essiggärung ist ein deutlicher Klebstoffgeruch (Azetat) bemerkbar. Ist dieser Geruch wieder weg, ist die Gärung abgeschlossen.

Gutes Gelingen!
Hubert